In meinem Freundeskreis höre ich immer wieder das Argument, Müll zu trennen lohne sich gar nicht, weil am Ende eh alles wieder zusammen geschmissen würde. In letzter Zeit verbreitet sich außerdem die Angst, dass der säuberlich getrennte Plastikmüll sogar exportiert würde und an den Stränden Asiens lande. Mit diesen „Märchen“ räume ich an dieser Stelle gerne mal auf.

Müll ist nicht gleich Müll
Auch wenn es beim Recycling noch viel Potenzial gibt: Nur wenn alle zuhause die Abfälle trennen, kann Verpackungsmüll überhaupt recycelt werden. Über die Grundlage fürs Recycling entscheiden wir also tagtäglich selbst. Es ist mitnichten so, dass der Abfall aus der Gelben Tonne einfach wieder zum Restmüll geschmissen wird. Vielmehr wird in den Sortieranlagen „das Beste“ aus dem Abfall der Gelben Tonne herausgefischt: Damit ist Material gemeint, für das es derzeit auch wirtschaftlich einen Absatzmarkt gibt wie zum Beispiel weiße Shampoo-Flaschen oder auch Getränkekartons. Der Rest geht in spezielle Müllverbrennungsanlagen. Somit wird leider auch in Deutschland bisher nur die Hälfte der Kunststoffverpackungsabfälle recycelt. Das liegt daran, dass „frisches Plastik“ für die Wirtschaft in der Produktion billiger ist als Recycling-Plastik und es jahrelang keine gesetzliche Regelung gab, mehr Kunststoffverpackungen zu recyceln.

Erst 2019 haben Bundesregierung und Bundestag neue verbindliche „Recyclingquoten“ vorgegeben. Ohne solche Quoten gibt es für die Wirtschaft keinen Anreiz, ins teure Recyclingsystem zu investieren. Bis 2022 müssen nun 63 Prozent der Kunststoffabfälle recycelt werden. Das ist ambitioniert und klappt nur, wenn die Verpackungen recyclingfreundlicher gestaltet werden als heute, wenn mehr Recycling-Kunststoffe in Produkten und Verpackungen verarbeitet werden – und hier schließt sich der Kreis – wenn alle zuhause ihren Müll trennen.

Kassenzettel gehören nicht ins Altpapier? Eierkartons aber schon, auch wenn ein Grüner Punkt auf dem Karton ist? Wer sich unsicher ist, wie was getrennt werden muss, dem hilft der NABU bei der Suche nach der eigenen lokalen Abfallberatung.

Das Exportproblem
Was den Export von Plastikmüll angeht: Aus Deutschland wurde 2019 eine Million Tonnen Plastikmüll exportiert (nicht nur Verpackungen), das ist etwa ein Sechstel aller deutschen Kunststoffabfälle. Dazu kommen nicht erfasste illegale Exporte. Auch in Südostasien hat man Verpackungen aus Deutschland gefunden. Allerdings scheinen die Abfälle – nach aktuellem Erkenntnisstand – vorrangig gewerblichen Ursprungs zu sein, also Abfälle, die in der Produktion und im Handel anfallen. Der Abfall aus der Gelben Tonne wird hingegen zu 99 Prozent innerhalb der EU und zum weit größten Teil in Deutschland verwertet. Daher appelliere ich an alle, auf keinen Fall aufzuhören, zuhause den Müll zu trennen.

Abfälle sind eine wichtige Rohstoffquelle für die Zukunft. Angesichts des global immer weiter steigenden Verbrauchs von natürlichen Rohstoffen und der Belastung von Luft, Böden und Gewässern müssen wir alle Materialien im Kreislauf führen und so oft wie möglich wiederverwenden. Aber nicht vergessen: Noch wichtiger als das Recycling ist natürlich die Abfallvermeidung! Angesichts der globalen Ressourcenknappheit ist der beste Müll solcher, der gar nicht erst entsteht.

Welcher Abfall in welche Tonne kommt, zeigen wir hier. Und wie gut man sich bei der Mülltrennung schon auskennt, kann man beim NABU-Quiz zur Mülltrennung testen. Die gesamten Wege unseres Hausmülls haben wir in einer Grafik dargestellt.

Quelle NABU