197 Staaten dieser Erde haben sich verpflichtet, den Klimawandel auf 1,5 Grad zu begrenzen. So steht es im Pariser Abkommen. Damit hat die Welt nun endlich einen verbindlichen Klimaschutzvertrag.

Eine Lobby für das Klima
Es gilt als „das Wunder von Paris“: Das verpflichtende wie ambitionierte Klimaschutzabkommen, auf das sich fast alle Staaten dieser Welt einigen konnten – obwohl es lang nach Scheitern aussah.
So fand das zähe Ringen der 21. Klimaschutzkonferenz im Paris 2015 doch noch zu einem unerwartet guten Ende. Als das Treffen – mal wieder – ergebnislos zu scheitern drohte, verlängerten die Veranstalter die Verhandlungen um einen Tag: Wegen der Bedrohung, vor

der die Menschheit durch den Klimawandel steht, und wegen des weltweiten Drucks, das internationale Abkommen auf den Weg zu bringen. Und am Ende einigen sich 197 Staaten auf einen Klimaschutzvertrag, der das Ruder noch rumreißen soll und kann.
Zentrales Ziel des Pariser Abkommens ist es, die durch Treibhausgase verursachte Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Angestrebt werden sogar 1,5 Grad. Denn nur so kann die Welt vor den schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels geschützt werden.
Das in diesem Umfang zu erreichen, also mit der Beteiligung der Treibhausgas-Top-Länder China, Brasilien, Indien und USA, ist ein echter Schritt nach vorne. Damit haben sich die Staaten klar dazu bekannt, aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas auszusteigen, und zwar schnell.
Nachfolge des Kyoto-Protokolls
Damit tritt das Pariser Abkommen die Nachfolge des ersten Klimaschutzvertrages an. Im sogenannten „Kyoto-Protokoll” hatten sich 1997 die Industrienationen verpflichtet, bis 2012 den jährlichen Treibhausgas-Ausstoß um durchschnittlich 5,2 Prozent verglichen mit 1990 zu senken. Ab 2006 hatten die Staaten um ein Folgeabkommen gerungen, deutlich ambitionierter und fast alle Staaten der Welt umfassend – 2015 kam es in Paris dann in allerletzter Minute zustande.
Die USA blieb allerdings nur kurz unter den Klimaschutzländern: Bereits im Juni 2017 erklärte US-Präsident Donald Trump, damals neu im Amt, dass die USA aus dem Klimavertrag austreten werden.
Null-Emissionen ab 2050
Um die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen, wollen die Länder den Netto- Ausstoß ihrer Treibhausgase bis 2050 auf Null bringen. Das heißt, die Länder stoßen nur noch so viele Klimagase aus, wie Wälder und andere sogenannte Senken binden können. Was bedeutet, dass fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas dann quasi nicht mehr verbrannt werden dürfen. Dabei sollen Industrieländer ihre Treibhausgase schneller senken, den Entwicklungs- und Schwellenländern wird bei der Reduzierung der Treibhausgase noch einen kurzen Aufschub eingeräumt. Für Deutschland heißt das beispielsweise: Mit der Kohleverbrennung für Strom und Wärme – einem der Hauptverursacher des Klimagases Kohledioxid (CO2) – muss 2030 Schluss sein.
Hauptkritik an diesem historischen Vertrag ist, dass er auf nationale Selbstverpflichtungen setzt. Das heißt, jedes Land soll selber entscheiden, um wie viel Prozent es seine klimaschädlichen Ausstöße verringern möchte. Nur so konnte der Vertrag mit fast allen Staaten der Welt zustande kommen. Doch diese von den Ländern selbst festgelegten Reduktionsziele reichen nicht.
Nachbessern alle fünf Jahre
Um die Lücke zu schließen, sieht das Pariser Abkommen alle fünf Jahre Nachbesserungen der nationalen Klimaschutzziele vor. 2020 wird spannend. Dann müssen alle Länder ihre Langfriststrategien für eine treibhausgasarme Entwicklung vorlegen.
Allerdings, so kritisieren Umweltschützer, ist die Periode bis zur ersten Überprüfung ist zu lang. Denn wir müssen jetzt das Ruder herumreißen und zum Beispiel Kohlekraftwerke abschalten, wollen wir den Klimawandel noch stoppen. Bis 2020 muss die Spitze des

Treibhausgasausstoßes längst überschritten sein, und die Emissionen müssen deutlich sinken.
Geld für Anpassungen
Außerdem haben sich die Industrienationen in dem Klimaschutzabkommen dazu verpflichtet, den Entwicklungsländern von 2020 bis 2025 jährlich 100 Milliarden Dollar für Anpassungsmaßnahmen bereitzustellen. Für die Jahre danach sollen neue, höhere Ziele festgelegt werden.
Das ist kein Almosen der reichen Länder an die armen: Es ist der erste Versuch eines Ausgleichs. Denn oft leiden Entwicklungsländer unter den Folgen des Klimawandels besonders stark, obwohl gerade diese Länder die Erderwärmung nicht verursachen. So droht den Inselstaaten im Pazifik oder den Küstenregionen von Bangladesch der Untergang im steigenden Meer. In Afrika breiten sich die Wüsten aus, und in Ländern wie Afghanistan verstärkt die durch Dürren bedingte Wasserknappheit die kriegerischen Konflikte im Land.
Auch Klimaflüchtenden soll mit diesem Geld geholfen werden. Damit ist klar: Die jetzt vereinbarte Summe ist für die zu erwartenden Ausgaben viel zu gering. Aber immerhin: Ein Anfang ist gemacht.
Der Vertrag allein wird die Welt nicht retten
So richtungsweisend dieses weltumspannende Klimaschutzabkommen ist: Der Vertrag alleine wird die Welt nicht vor dem Klimakollaps retten. Denn das einzige, was den Klimawandel letztendlich abbremsen kann, ist, wenn der weltweite Treibhausgasausstoß tatsächlich sinkt.
Und das tut er derzeit leider nicht. Deswegen ist es wichtig, dass sich immer mehr Menschen für den Schutz des Klimas engagieren. Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace tun das schon seit Jahren. Aber auch die Zahl der Menschen steigt, die für mehr Klimaschutz auf die Straße gehen. Das zeigen die immer größer werdenden Demos anlässlich der jährlichen Klimaschutzverhandlungen, das zeigte aber auch der deutschlandweite Protest im Herbst 2018 gegen die Abholzung des Hambacher Forsts für die darunterliegende Braunkohle. Deutschland immerhin hat jetzt die Chance, aus seiner langen klimapolitischen Lethargie zu erwachen und endlich wieder Treibhausgase zu reduzieren. Den Weg dazu geebnet hat der Abschlussbericht der Kohlekommission: Er sieht das Abschalten mehrerer Braunkohlekraftwerke bis 2022 vor.
Quelle: Presse www.greenpeace.de