Wenn er schmilzt, könnten zahlreiche Städte überflutet werden: Der Thwaites-Gletscher hat eine wichtige Bremsfunktion in der Antarktis. Jetzt meldet ein Expeditionsteam besorgniserregende Messergebnisse.
Es ist eine der entlegensten und unwirtlichsten Gegenden der Welt, in der sich die Forscher befinden. Bei frostigen Temperaturen und extremen Winden führen Teams aus den USA und Großbritannien seit zwei Monaten Bohrungen am Thwaites-Gletscher in der westlichen Antarktis durch. Der Koloss bedeckt 192.000 Quadratkilometer – eine Fläche mehr als doppelt so groß wie Österreich.
Doch der Riese verliert jedes Jahr an Volumen. In den letzten 30 Jahren hat sich das Schmelzwasser, das aus dem Thwaites und den angrenzenden Gletschern in die Amundsensee fließt, fast verdoppelt. Bereits jetzt macht das verlorene Eis des Thwaites rund vier Prozent des globalen Meeresspiegelanstiegs aus. Allein der Zusammenbruch dieses Gletschers würde den Pegel der Meere um etwa 65 Zentimeter anheben.
„Wir wissen, dass erwärmtes Ozeanwasser viele Gletscher der Westantarktis erodiert, aber über den Thwaites sind wir ganz besonders besorgt.“
Keith Nicholls, British Antarctic Survey
Die Forscher der „International Thwaites Glacier Collaboration“ (ITGC) haben den Weg in die westliche Antarktis auf sich genommen, um herauszufinden, wie schnell ein solches Szenario eintreffen könnte. Und was sie vor Ort messen, macht ihnen große Sorgen: An der Grundlinie des Gletschers liegt die Temperatur des Wassers bereits mehr als zwei Grad über dem Gefrierpunkt. Als Grundlinie wird der Bereich bezeichnet, in dem der Gletscher von der Ruhephase auf dem Festgestein zur Ausbreitung auf dem Meer als Schelfeis übergeht.
Quelle: www.spiegel.de