Zwei unserer Turteltauben haben erfolgreich das Mittelmeer überquert und damit auch die erste große geografische Hürde genommen auf ihrem Zug in ihr Überwinterungsgebiet im Sahel Afrikas. Die zweite steht nun für Julia und Taubert direkt bevor und verlangt vieles von ihnen ab: Die Sahara, größte Wüste der Welt, kann von einem kleinen Vogel wie der Turteltaube zwar in nur vier Tagen gequert werden, wie wir aus unseren Senderdaten wissen, doch trotzdem benötigen sie ab und zu Rastplätze zum Schlafen, Trinken und Fressen.
Die Klimakrise und die einhergehende Erderhitzung trifft nicht nur die Pole und bringt Gletscher zum Schmelzen, sie beschleunigt die Ausbreitung der Wüsten (auch als Desertifikation bezeichnet) und trifft dieses Ökosystem selbst.
Wüstenoasen fungieren wie Inseln im Sand aus Meer. Dort sorgen unterirdische Wasseradern oder Grundwasserspeicher für ausreichend günstige Bedingungen für zum Teil üppiges Vegetationswachstum und um Landwirtschaft zu betreiben, etwa durch den Anbau von Dattelpalmen. Durch die Temperaturzunahmen wird in immer mehr Oasen das Wasser vor allem über eine höhere Verdunstung knapp oder sie sind bereits ausgetrocknet.
Stefan Schaaf berichtete am 11. Juli für die ARD aus der Oasenstadt M’hamid El Ghizlane am Rande der Sahara. Lesen Sie hier seine Schilderung zur Verschärfung der Situation dort durch die Klimakrise. Neben den Zukunftsängsten der Bevölkerung wird hier zwischen den Zeilen auch deutlich, welches ökologische Defizit mit dem Schwund dieser Wüsteninseln einhergeht. Für Zugvögel wie die Turteltaube bedeutet der Verlust oder die Verschlechterung dieser Tankstellen, dass die Einzeletappen ohne Pause länger werden oder die Energiereserven nicht mehr für den restlichen Zugweg reichen. Bereits im letzten Jahr sind die zwei Turteltauben Luciano und Jenny aus Brandenburg in der südlichen Sahara aus unbekannten Gründen gestrandet. Ihre Sender zeigten zum Ende ihres Herbstzugs keine Bewegung mehr an. Hoffen wir, dass unsere hessischen Sendertauben heil in ihr Überwinterungsgebiet finden!
Quelle: NABU