Jedes Jahr wird eine Waldfläche so groß wie Österreich und die Schweiz gerodet. So wenig Wald wie zurzeit gab es seit 10.000 Jahren nicht mehr auf der Erde. Waldbrände, Landnutzung und die Landwirtschaft treiben den Verlust der Wälder immer weiter voran. Dabei sind Wälder die artenreichsten Lebensräume – 80 Prozent der Landlebewesen benötigen den Wald. Der in der vergangenen Woche veröffentlichte Living Planet Report des WWF macht den dramatischen Schwund der Wildtierbestände seit 1970 um durchschnittlich 68 Prozent nochmals mehr als deutlich.

Die große Bedeutung der Wälder für unser Leben, und wie wir sie schützen sollten, zeigt das Online-Seminar „Wald ist mehr als Holz: Gesunde Wälder – gesunde Menschen“. Dr. Susanne Winter, Programmleitung Wald im WWF Deutschland, und Philipp Gerhardt, Diplom-Forstwirt und Organisator von baumfeldwirtschaft.de, erklären die vielen Zusammenhänge zwischen Wald, Klima und Artenschutz. Der kostenlose Livestream findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Smart Democracy“ des Deutschen Volkshochschul-Verbands am Mittwoch, 23. September, um 19 Uhr statt.

„Der Verlust der Wälder betrifft uns alle. Er befeuert die Erderhitzung und stiehlt unsere Lebensgrundlagen. Und der Verlust gefährdet auch unsere Gesundheit. Neben verschmutzter Luft durch Brandrodung sind Pandemien wie Covid-19 Folgen der Waldzerstörung. Schnelles Handeln ist nötig“, sagt Dr. Susanne Winter. Die Forstwissenschaftlerin gibt einen Überblick über den Zustand der Wälder weltweit. Ergänzend erklärt Gerhardt wie eine Wiederherstellung von Wald-Landschaften mit Agro-Forst-Systemen gelingen kann.

Wälder sind die Lebensgrundlage und Speisekammer vieler Menschen. „Besonders zu Zeiten der Klimakrise müssen wir auf unsere Wälder setzen. Sie produzieren Sauerstoff und binden Kohlenstoff, zudem schützen sie vor extremen Wetterphänomenen wie Überschwemmungen und garantieren uns Frischwasser aus den Wasserhähnen. Mit jeder Abholzung sägen wir immer mehr an dem Ast, auf dem wir sitzen. Wir müssen Wald und Mensch global wieder ganzheitlich zusammendenken, denn nur dann können wir lokal die Lösungen für den Walderhalt verwirklichen“, so Dr. Susanne Winter.

Auch wenn Rodung und Abholzung stärker in den tropischen Wäldern geschehen, ist Deutschland nicht aus der Verantwortung zu nehmen. Für die Produktion, von Lebensmitteln wie Fleisch, werden riesige Gebiete für die landwirtschaftliche Nutzung gerodet, vor allem in Südamerika. In Asien werden die Wälder vor allem für Palmölplantagen gefällt. Palmöl ist in vielen Lebensmitteln und im Diesel enthalten. Diese Produkte, die Entwaldung in sich tragen, sind auf dem europäischen Markt erhältlich und allgegenwärtig. Nur entwaldungsfreie Lieferketten können den Schutz der Wälder und ihrer Bewohner gewährleisten.

Da besonders die Landwirtschaft mit dem Verlust der Wälder in Verbindung steht, müssen Lösungen hier ansetzen. Wie sieht eine nachhaltige Land- und Forstwirtschaft aus? Welche Systeme werden benötigt, um möglichst viele Funktionen des Waldes zu erhalten? Welche Ansätze gibt es bereits, welche müssen noch entwickelt werden? Wie können weitere Pandemien durch Waldschutz verhindert werden?

Quelle: WWF